kinder lernen spielend die welt entdecken. das türme bauen beispielsweise, muss geübt werden, damit die bausteine nicht ständig runterpurzeln, und wenn kinder die ersten schritte machen, fallen sie um, stehen wieder auf, und eines tages laufen sie davon. vielleicht schauen sie kurz zurück, als wollten sie sagen: "ich bin dann mal weg".
nicht selten versuchen eltern oder bezugspersonen das entdecken der Kinder in die eine oder andere richtung zu lenken, damit die kinder nicht scheitern und frustiert aufgeben. insbesondere beim übergang vom säuglings- zum kleinkindalter sind alltägliche interaktionen zwischen eltern und kinder häufig durch (über)-behütung, kontrolle geprägt, wenn das kind seine grenzen austesten will, und nach autonomie, unabhängigkeit strebt. "SÄLBER MACHE", tönt es nicht selten von seiten der kinder.

eine studie (Perry et al., 2018) hat 422 kinder zu drei zeitpunkten: im alter von 2, 5 und 10 jahren untersucht.
- im alter von 2 jahren wurden die mütter zusammen mit ihren kindern beim spielen videografiert, und auf einer skala bezüglich der mütterlichen (über)-kontrolle (maternal overcontrol) eingeschätzt.
- im alter von 5 jahren wurden dieselben kinder gebeten eine aufgabe zur messung der reaktionshemmung zu lösen. zusätzlich wurden sie einer situation mit frustrationspotenzial ausgesetzt und beobachtet, wie sie dabei ihre emotionen regulieren konnten.
- final wurden im alter von 10 jahren die emotionalen und schulischen probleme durch die selbsteinschätzung der kinder, sowie die sozialen kompetenzen und akademische produktivität der kinder durch die lehrpersonen eingeschätzt (vgl. Abbildung).
ergebnisse: kinder deren mütter im alter von 2 jahren in das spielverhalten ihrer kinder eingegriffen, oder diese gesteuert und manipuliert haben, zeigten im alter von 5 jahren weniger kompetente emotionsregulation und reaktionshemmung, was bedeutet, dass sie sich weniger gut selber regulieren konnten.
im alter von 10 jahren zeigten diese kinder später auch mehr schulische und emotionale probleme, und ihre sozialen fertigkeiten und die akademische produktivität wurden von den lehrpersonen als bedeutsam niedriger eingeschätzt.
fazit: kleinkinder lernen beim selbständigen ausprobieren neue möglichkeiten im umgang mit dem scheitern und aufkommen von frustrationen. damit sind sie später besser gewappnet, wenn situationen selbstregulationsfähigkeiten - reaktionen hemmen und emotionenn regulieren - erfordern. dies steht wiederum in zusammenhang mit besseren sozialen fertigkeiten und mit einer höheren akademischen produktivität, sowie weniger emotionalen, schulischen probleme in der frühen pubertät.
"SÄLBER MACHE" zahlt sich also aus.