
Zusammenfassung
„Der coolste Spruch kam von Sara*: Du siehst normal aus, du bist normal, du bist eben normal so“ (Gauck, 2014).
Sara ist eine Klassenkameradin von Achim*, einem hochbegabten Zweitklässler, der die erste Klasse gar nicht, die zweite Klasse nur 4 Monate lang besucht hat, und schliesslich zum Minderleister und Schulverweigerer geworden ist. „Du bist eben normal so“, widerspiegelt einer der grössten Wünsche vieler hochbegabten Kindern/Jugendlichen. Sie leiden darunter, als speziell, eigenbrötlerisch, komisch betrachtet zu werden.
„Es ist normal hochbegabt zu sein“, sagen auch Forscher*innen, die sich mit dem Thema Hochbegabung auseinandergesetzt haben. Ihre Aussagen stehen aber im Gegenwind der gesellschaftlichen Auf-fassungen, wo eine Unterscheidung zwischen normal und nicht normal vorgenommen wird.
Im ersten Teil des Publikumsvortrags wird uns die Frage beschäftigen, ob Hochbegabung als Norm oder -abweichung zu verstehen ist. Dabei wird eine künstliche Dichotomisierung – zwischen Hochbegabten und „Normalbegabten“ –, welche unter anderem zur Ausbildung unzulässiger Leistungs- /Verhaltens-erwartungen beiträgt, diskutiert und mit Forschungsergebnissen kontrastiert.
Anschliessend gilt es aufzuzeigen, dass Unterschiede normal sind, dass Hochbegabung in das zu erwartende Spektrum der menschlichen Möglichkeiten fällt, und ein Eingehen auf diese Unterschiede kein
gesellschaftliches Privileg darstellt, sondern eine wesentliche Grundlage der schulischen und ausser-schulischen Förderung ist.
Der Publikumsvortrag endet mit dem Aufzeichnen verschiedener Problemfelder, die bei hochbegabten Kindern/Jugendlichen vorkommen können, – oft in Zusammenhang mit dem Thema Normalität stehen –, und die Suche nach Erklärungs-/Unterstützungsansätzen nötig macht.
* Name geändert